«Wir helfen, individuelle Laufziele zu erreichen.»

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Es gibt viele gute Gründe mit einem Pacemaker wie Diego Torriani zu laufen. Dass er auf die Sekunde genau läuft, bleibt auch für ihn als erfahrener Läufer eine Herausforderung.

Was ist die Hauptaufgabe von euch Pacemakern?

Die Hauptaufgabe von Pacemakern oder Tempomachern besteht darin, ein vorher festgelegtes Tempo für eine Gruppe von Läuferinnen und Läufern vorzugeben. In dieser Rolle trage ich die Verantwortung, die Geschwindigkeit zu kontrollieren und möglichst so zu laufen, dass meine Präsenz andere Läuferinnen und Läufer dabei unterstützt, ihre individuellen Laufziele zu erreichen.

Kannst du das etwas konkretisieren?

Ein kontrolliertes Tempo hilft vielen Läuferinnen und Läufern, ihren Rhythmus zu halten und ihre Energiereserven effizienter zu nutzen. Manche Teilnehmenden können so ihre persönlichen Bestleistungen realisieren oder bestimmte Ziele verwirklichen, die sie allein möglicherweise nicht erlangen könnten. Für viele Teilnehmende spielen wir Pacemakerinnen und Pacemaker also eine wichtige Rolle bei Laufevents, indem wir eine Orientierung und Unterstützung für die Teilnehmenden bieten.

Wie schaffst du es praktisch auf die Sekunde genau zu laufen? 

(schmunzelt) Das Erreichen eines exakten Tempos auf die Sekunde genau ist für mich als erfahrener Läufer immer wieder eine Herausforderung. Meine Lauferfahrung hilft mir, die Streckenlänge, die Höhenunterschiede, das Gelände und andere Faktoren, die sich auf das Lauftempo auswirken könnten, besser einzuschätzen. Beim SwissCityMarathon geniessen wir Pacemaker den Luxus, mit anderen Tempomachern als Team zusammenarbeiten zu dürfen. Dies ermöglicht uns eine gegenseitige und ungemein wertvolle Unterstützung bei der Erfüllung unserer Aufgabe.

Also kann das Tempo trotzdem leicht schwanken.

Klar. Trotz aller Vorbereitung und Techniken kann das Laufen auf die Sekunde genau bei Langstreckenläufen wie Marathons und Halbmarathons äusserst schwierig sein. Es können immer noch kleine Abweichungen auftreten, die durch äussere Faktoren wie Wetterbedingungen, Gelände, andere Läuferinnen und Läufer sowie meine eigene individuelle Tagesform beeinflusst werden. Tempomacher sind auch nur Menschen und können während eines Rennens Ermüdungserscheinungen zeigen. Kleine Variationen in unserem Tempo können auftreten, selbst wenn wir unser Bestes geben, um gleichmässig zu laufen. Daneben kann auch die Kombination der individuellen Laufgeschwindigkeiten innerhalb der Laufgruppe sowie Ungenauigkeiten der GPS-Uhren und Zeitmessungssysteme dazu führen, dass das Gesamttempo leicht schwankt. 

Was ist deine Empfehlung: Welchem Pacemaker soll man folgen? Eher auf Nummer sicher gehen oder ambitioniert laufen?

Das kommt ganz auf deine individuellen Voraussetzungen und deine Zielsetzung an. Ein erfahrener Pacemaker wird sein Bestes tun, um so nahe wie möglich an das Zieltempo heranzukommen und die Geschwindigkeit während des Rennens der unterschiedlichen Beschaffenheit und dem Höhenprofil der Laufstrecke entsprechend anzupassen. Wenn du dich hinter dem Pacemaker einreihst, kann dies helfen, dich in einem angemessenen Tempo zu halten und das Risiko zu verringern, dass du zu schnell startest. Indem du dem Tempomacher folgst, musst du dich während dem Lauf nicht ständig auf deine Geschwindigkeit konzentrieren. Du kannst ganz auf deinen Lauf und deine Form fokussieren, während der Tempomacher das Tempo für dich vorgibt. Bei guter Tagesform und einer gewissen Risikobereitschaft könnte man dem schnelleren Pacemaker folgen, sofern man sich damit abfinden kann, dass es eventuell nicht klappt und man sich zurückfallen lässt. Da am SwissCityMarathon aber auch für diverse langsamere Zeiten Pacemakerinnen und Pacemaker motivierend zur Verfügung stehen, riskiert man eigentlich nicht viel. Und eventuell rennt man ja sogar den schnelleren Pacemakern davon (lacht).

Können Pacemaker auch als mentale Unterstützung dienen?

Ja. Es kann beruhigend sein, sich einer Gruppe anzuschliessen, die ein gemeinsames Ziel verfolgt, und zu wissen, dass der Pacemaker das Rennen gut kennt und Erfahrung darin hat, ein gleichmässiges Tempo zu laufen. Wenn du also das Gefühl hast, dass ein Pacemaker dir helfen könnte, deine Ziele zu erreichen, dann kann es eine gute Idee sein, dich einer Gruppe mit einem Tempomacher anzuschliessen.

Wann macht es Sinn ohne Pacemaker zu laufen?

Solltest du als erfahrene Teilnehmerin oder Teilnehmer am SwissCityMarathon Lucerne gut vorbereitet, topfit, motiviert und ambitioniert sein, könnte es auch von Vorteil sein, dein eigenes Tempo zu laufen oder mit anderen Läufern in einer Gruppe zu laufen, ohne einer Pacemakerin oder einem Pacemaker zu folgen. Es hängt von deinen persönlichen Vorlieben und Zielen ab, ob du von einem Tempomacher profitierst oder nicht. 

Wie motivierst du die Läuferinnen und Läufer unterwegs, abgesehen von deiner Fahne am Rücken?

Als Pacemaker bin ich bestrebt, möglichst gute Bedingungen für die Läuferinnen und Läufer zu schaffen. Zu diesen Bedingungen gehören neben den bereits angesprochenen Umständen auch eine positive Laufatmosphäre. Indem sie sich meiner Laufgruppe anschliessen, entsteht oft ein Gefühl der Gemeinschaft. Mit den Läuferinnen und Läufer teile ich ein gemeinsames Ziel und unterstütze sie wo nötig durch Ermutigung und Anfeuerung, was zu einem starken Gemeinschaftsgefühl beiträgt. Gerne feuere ich die Teilnehmenden an, wenn sie erschöpft sind oder sich herausgefordert fühlen, und erinnere sie daran, dass sie es schaffen können, und motiviere sie positiv zu denken und nicht aufzugeben. Zuweilen werde ich auch um Tipps aus eigenen Erfahrungen und meinen esa-Leiter Fachausbildungen Running, Trailrunning und Berglauf gebeten. Manchmal kann oder muss ich auch gar nicht viel sagen, denn einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlen bereits durch die blosse Anwesenheit eines erfahrenen und engagierten Läufers ermutigt, sich selbst zu pushen und ihre Ziele zu erreichen. Unter dem Strich erreiche ich für die Teilnehmenden als Pacemaker jedoch am meisten, wenn es mir gelingt, dazu beizutragen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Lauf geniessen und Spass daran haben.

Was motiviert dich als Pacemaker zu laufen?

Als begeisterter Läufer teile ich meine Leidenschaft für den Sport sehr gerne mit anderen. Die Verantwortung, Läuferinnen und Läufer dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen, nehme ich dabei mit viel Freude und Vergnügen wahr. Sollte es mir gelingen, auf die Motivation und Leistung einzelner Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Laufveranstaltung eine positive Wirkung zu haben, ist dies für mich ein top Erlebnis, das ich sehr geniesse. Nicht zuletzt empfinde ich mein Engagement auch deshalb sinnstiftend und erfüllend, weil es mir erlaubt, der Laufgemeinschaft etwas zurückgeben. Es ist mir jedoch leider kaum möglich, mich für all die Unterstützung zu bedanken, die ich selbst in meiner Laufkarriere erhalten habe. Schliesslich ist es für mich auch schlicht grandios, zusammen mit den Teilnehmenden, dem Publikum, den vielen Helferinnen und Helfern, den Organisatorinnen und Organisatoren sowie den anderen Pacemakerinnen und Pacemakern Teil eines wirklich grossartigen Erlebnisses mit bedeutsamem Erinnerungswert zu sein. 

Zur Person

Diego Torriani ist seit vier Jahren Pacemaker. Am SwissCityMarathon – Lucerne 2023 läuft er den Marathon und bildet zusammen mit James Zürcher ein Pacemaker-Duo mit einer Zielzeit von drei Stunden. Torriani engagiert sich an vielen verschiedenen Laufveranstaltungen im Auftrag diverser Veranstalter hauptsächlich in den Disziplinen Marathon und Halbmarathon. Der 42-jährige ist Lehrperson Sek2 und HF und wohnt in Bern.